Biotop 0: Torfkuhle

Text: Armin Püttger-Conradt

Während der letzten Zweihundert Jahre beinahe bis in unsere Zeit hinein wurden die weiten Moore mit dicken Torfschichten gewerblich abgebaut. Auch Ende der Vierziger Jahre noch stachen Privatleute sich Soden als Heizmaterial aus den längst trockengelegten Böden. Zurück blieben Torfkuhlen mit zumeist recht steilen Rändern, die sich mit saurem Wasser gefüllt haben und mittlerweile zu wertvollen Refugien geworden sind. Einer dieser Torfstiche befindet sich in einem renaturierten Biotop unter besonderer Aufsicht. Torfmoose, Sphagnum genannt, haben sich mittlerweile weit ausgebreitet und einen moortypischen Schwingrasen gebildet, der im Laufe kommender Jahre immer dicker wird und eine echte Moorbildung darstellt.

Wie meistens in der Naturbeobachtung braucht man Muße, um den kleinen Geheimnissen nachzuspüren, die eine Torfkuhle bietet. Aber dann, wenn die Sonnenstrahlen die Oberfläche erwärmt haben, beginnen sich Libellen darüber zu tummeln, Große Mosaikjungfern, die in wildem Flug mit knisternden Flügeln elfengleich hin und her schießen, oder man beobachtet Rote Heidelibellen und feine stäbchenförmige Schlankjungfern, die zerbrechlich erscheinend dahinschweben. Mitunter haben sie Räder gebildet, zwei miteinander verbunden, ja gelegentlich sind es gar drei, die aneinander gekoppelt sich schließlich an einen Halm setzen und ihre Eier ins Wasser tunken.

Die Ruhe, welche eine solch versteckte Torfkuhle ausstrahlt, ist betörend. Und erst bei Nacht, wenn auf den offen gebliebenen Wasserflächen sich fahl das Sonnenlicht silbrig spiegelt und nahebei gelegene Kopfweiden, die Pullwichel, wie Unholde erscheinen. Dann ist es still, wie in einer anderen Welt. Nur der Ruf eines Waldkauzes dringt herbei, und die eine oder andere Fledermaus streift vorüber, Abendsegler und Breitflügel-Fledermäuse, die lautlos nächtliche Insekten fangen.

Auf den offenen Wasseroberflächen sind seltsame Geschöpfe unterwegs. Sie kreiseln in kleinen Gruppen umeinander und leuchten wie winzige metallisch silberne Kügelchen, die sich immerfort drehen, als würden sie einen geheimnisumwitterten Tanz vollführen. Taumelkäfer sind es, die vier Augen besitzen, zwei zum über Wasser gucken, zwei weitere für Unterwasser. Ihre Munterkeit ist faszinierend. Es wird nie langweilig, zuzuschauen, wie sie ihre Ringe werfen, die sich langsam hin zum Ufer auslaufen.

Welch Wunder der Natur scheinen die Frösche zu sein. Nicht die Wasser-, sondern Moorfrösche. Sind sie normalerweise braun gefärbt, so leuchten sie zur Balzzeit himmelblau, ganz seltsam anmutend durch ihre Leuchtkraft. Dann sieht man sie im Kraut oder aus dem Schwimmteppich hervorlugen, mit großen aufmerksamen Augen die Ausschau halten nach Weibchen oder fressbarem wie Fliegen etwa. Im Winter aber sinken sie auf den Bodengrund der Torfkuhle, wo sich an den tiefsten Stellen zusammengehäuft zu schlafen scheinen, nicht gemeinsam mit den Wasserfröschen, sondern jede Art für sich.

Ganz nahebei breiten Moosbeeren und Heidekräuter ihr bodendeckendes Grün rund um die Torfkuhle, beleben diese mit Käfern der verschiedensten Art. Wie schön sind doch ihre Farben im Spätsommer, wenn die Beeren rot leuchten und die Blüten der Heide violett in der Sonne erstrahlen. Dann sieht man auch die Blüten der Glockenheide, die sich wunderbar hineinmischen in die Polster, welche die Vegetation bildet. Kommt der Herbst, so ziehen Waldschnepfen auf dem Zug vorüber, lassen sich ins Heidekraut nieder und sind dann durch ihr braunes Gefieder so getarnt, dass man sie beinahe nicht wahrnimmt. Doch wer still beobachtet, wird all die kleinen Geheimnisse des Lebens in der Torfkuhle mit Genuss entdecken und merken, dass auch ein solches leicht übersehenes Kleinod unbedingt schützenswert ist.

Eine am Biotop befindliche Tafel des naturkundlichen Lehrpfades gibt darüber hinaus nähere Auskünfte.

Mitglied werden

Der Mitgliedsbeitrag beträgt 15 € jährlich, für Kinder bis 16 Jahren 5 €.

Naturkundliches Gutachten

Landschaftsanalyse und Darstellung über das Betreuungsgebiet des Liether Moor-Vereins

Spenden an

VR Bank in Holstein e.G.
IBAN DE15 2219 1405 0011 4560 60
BIC GENODEF1PIN

Links

Verein Liether Kalkgrube e.V.
www.lietherkalkgrube.de

Verein Schutz des Tävsmoores e.V. www.taevsmoor.de

Verein für extensive Robust­rinder­haltung im Liether Moor e.V. www.robustrinder-lieth.de