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Unsere Biotope

Die künstlich geschaffenen Biotope des Liether Moorvereins.

Text: Armin Püttger-Conradt

Einst war das heutige Liether Moor mit einer mehrere Meter dicken Torfschicht bedeckt. Morast und wild verlaufende Wasserschlenken machten das Gebiet für Menschen unbetretbar. Nur auf den sandigen Dünenrücken, die sich hindurchzogen, konnten die damaligen Rentierjäger in den Sommermonaten an den Ufern des Esinger Sees lagern, inmitten einer Urnatur, wie sie die letzte Eiszeit hinterließ.

Weithin leuchteten die silbernen Samenstände der Wollgräser. Gagelsträucher und Sumpfporst, Moosbeeren und Heiden erhoben sich, während abgestorbene Birken und Weiden unheimliche Gestalten formten. Über allem schwebten Libellen, Schmetterlinge, und eine artenreiche Vogelwelt mit ganz eigenartigen dem Moor angepassten Überlebensstrategien belebte die Wildnis mit melodiösen Gesängen oder einzigartigem Verhalten. Brachvögel und Sumpfschnepfen lebten zwischen fleischfressenden Pflanzen wie dem Sonnentau.

Unheimlich wirkende Nebel, finstere Tümpel mit trügerischem Schwimmrasen, bestehend aus Torfmoosen, durch die so mancher Jäger oder Sammler einbrach und rettungslos versank, verschafften der Landschaft den Ruf des Unheimlichen, von Geistern belebten. Trügerisch waren die Pfade, gespenstisch die verkrüppelten Bäumchen, die ab einer bestimmten Größe ihr Leben beendeten, da der weiche Boden sie nicht mehr trug.

Als letztes verlandete der in einer Senke befindliche mit eiszeitlichen Schmelzwassern gefüllte Esinger See, dessen Ufer besonders am östlichen Rand noch immer zu erkennen sind, ebenso im östlichen Hang der Kalkgrube. Nach dem weitläufigen Abbau dicker Torfschichten nach Entwässerungsprogrammen der letzten Jahrhunderte blieb die Seensenke als tiefliegende feuchte Binsenwiese übrig, wenn auch ohne offene Moorgewässer.

Seit Beginn des neuen Jahrhunderts bemüht sich der Betreuungsverein Liether Moor e. V. nicht nur um den Erhalt der Restlandschaft Moor, sondern auch um deren Renaturierung, insbesondere in Form von der Schaffung neuer landschaftstypischer Biotope, also Lebensräume, die der ursprünglichen seit langem vernichteten Naturlandschaft ähneln. Ziel ist es hierbei, ein Landschaftsbild zu schaffen, wie es einst gewesen ist und besonders der moortypischen Tier- und Pflanzenwelt Refugien schaffen soll, in der sie vor Ausrottung bewahrt bleiben, ja sich wieder neu ansiedeln und vermehren.

Das erste vom Verein angelegte Biotop ist eine schlichte Torfkuhle, entstanden aus einem ehemaligen Torfstich. Trotz ihrer Kleinheit weist sie dennoch all die typischen Gegebenheiten auf, die ein Moor ausmachen. Wasser mit saurem PH-Wert, Torfmoose, Sphagnum genannt, bildet Schwingrasen, die das Kleingewässer bedecken. Welch kleines Paradies für Amphibien und Reptilien, Insekten und Weichtiere. Man mag nur eine halbe Stunde am Rand sitzen, so lassen sich die Bewohner dieses Kleinods nach und nach sehen und beobachten. Die Zeit vergessend lebt man in einer kleinen Welt, in der die Natur das Sagen hat und sich ihr eigener kleiner Kreislauf abspielt.

Schon bald sollte ein erheblich größeres Projekt folgen: Die Verschließung von Grüppen um ein flaches wechselfeuchtes Stillgewässer zu schaffen, ideal für Lurche und Schlangen. Dem schloss sich das Ausheben einer eintausendfünfhundert Quadratmeter großen Teichanlage an. In nur ganz wenigen Jahren entwickelte sich eine beinahe undurchdringliche ursprüngliche Vegetation an Schilf und zahlreichen Uferpflanzen, worin eingebettet und abgeschieden der Teich vor sich hinträumt, belebt von zahlreichen Tieren, die sich wieder angesiedelt haben. Zwergtaucher, Reiherenten, Rohrsänger und Schwirle und sogar ein Kranichpaar haben sich niedergelassen und leben hier ungestört ihr geheimes Leben, von dem sie zumeist durch ihre verschiedenartigen Lautgebungen auf sich aufmerksam machen. Besonders der auf- und abschwellende Chor der Wasserfrösche ist weithin zu vernehmen und lässt ein nahes versteckt liegendes Paradies erahnen, wo Ringelnattern auf der ruhigen Wasseroberfläche ihre Bahn ziehen auf der Jagd nach von Enten als Laich eingetragenen Fischchen oder einem für sie schmackhaften Lurch.

Eingerahmt ist dieses Biotop mit dem Aushub in Form eines 355 Meter langen Knickwalls, der mit siebenhundert Pflanzen bestückt wurde und somit einen weiteren Mosaikstein zum Erhalt der biologischen Artenvielfalt ausmacht.

Es folgten zwei weitere Teichanlagen erheblicher Größe von 2.500 und 300 Quadratmetern, Anwallungen zum aufstauen der Nässe, Bepflanzungen mit Gagelsträuchern, Besenheiden und Sumpfdotterblumen. Es bildeten sich Trockenrasen mit Mossen, dazu wurde eine sogenannte Pflanzenapotheke mittels Dauersaat angelegt. Welche Farbenpracht vermittelt diese Fläche, wenn die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen darauf scheint und die unzähligen kleinen Blüten zu erleuchten bringt, während die Gesänge unzähliger Vögel ertönen und sich ein wahres Stelldichein bieten, wo jeder Gefiederte das Seine lautstark dazu beiträgt. Schutzgehölze mit 1.300 gepflanzten Bäumen tragen mit dazu bei, wie auch zahlreiche angebrachte Nisthilfen.

Nach diesen ersten Erfolgen begann das erste Großprojekt von wahrlich landschaftsumwälzendem Ausmaß. Da wo sich einst der Esinger See erstreckte und eine eintönige Binsenwiese hinterließ, die beständig einen guten Grundwasserstand aufwies, wurde ein Mooraugen- Schlenkensystem von 1,600 Quadratmetern geschaffen, wo sich ein Moor auf vorbildliche Weise neu heranentwickelt. Nach dem Vorbild des sogenannten Ewigen Meeres in Ostfriesland entstand hier im Liether Moor ein Gegenstück in kleiner Ausführung. Bereits nach einem Jahr waren die Baggerspuren der Arbeiten von neuer Vegetation überwachsen. Romantisch fügen sich zwei kleine Moorseen mit nach allen Seiten abstrebenden stark mäandrierenden Schlenken in die einstige nacheiszeitliche Seenfläche, über die Kiebitze gaukeln und Limicolen, kleine Wat- und Schnepfenvögel voller Tatendrang ihren Geschäften nachgehen, was ihnen nur dieser künstliche Eingriff helfender Hände ermöglicht.

Damit ein höchstmöglicher Wasserstand gewährleistet bleibt, wurde der umfangreiche Aushub hufeisenförmig um das gesamte Gelände zu einem Wall gehäuft, der zukünftig ein naturnahes Dünengebiet wie es sich auch früher zwischen den Mooren befand, in Form eines Trockenbiotops bildet.

Mit großer Anteilnahme des Liether Moorvereins und auch auswärtiger Beobachter, die das Gebiet von einer Beobachtungsplattform einsehen, wird die Entwicklung beobachtet und wunderbare Neu-Ansiedlungen verschwundener Arten festgestellt. Man erlebt hier ein Aufgehen in der Natur aus Menschenhand in einer Landschaft, die Menschen einst durch intensive negative Eingriffe bis hin zur Ausrottung vollzogen haben und was nun wieder der Natur zurückgegeben wird, auch zur Freude und Erbauung der Menschen, die sich mit Ferngläsern und Zeit zur Muße versehen spannenden Beobachtungen hingeben.

Ermutigt durch auch diesen Erfolg wurde dann zuletzt 2021 eine Verdoppelung des Mooraugen-Schlenkensystems in östliche Richtung vorgenommen, sodass nun ein ansehnliches Gebiet einer gelungenen Renaturierung hin zu einem sich neu entwickelnden Moor entgegengesehen werden kann. Schon schwimmen erste Teppiche von Torfmoosen, die für die Moorbildung verantwortlich sind, auf den Schlenken und werden sich während kommender Jahre immer mehr verdichten. Allein schon der Anblick dieser wunderbaren sich entwickelnden Gegend mit ihren vielfältigen Lebensformen hat einen Wert für sich. Besieht man sich die vielen kleinen Dinge in ihrer Unerschöpflichkeit, über zahllose Tiere und Pflanzen bis hin zum Bild der Landschaft mit ihren urwüchsigen Birken, die ungebändigt in wilden Formen ihr Auskommen suchen, so werden dem dafür Empfänglichen Impressionen geboten, die aufgrund des selbst erlebten keine Natursendung im Fernsehen wettmachen kann.

Das auch an die Kinder gedacht wird, zeigt die Planung eines Kinderwalds, in dem die Kleinen spielerisch an die Natur und ihrer Vielfalt herangeführt werden sollen. Insgesamt gesehen ist noch viel zu tun. Und da der Liether Moorverein Eigentümer all dieser Flächen ist, so kann auch für die Zukunft noch viel weiteres für die Artenvielfalt in angestammten Lebensräumen getan werden.

Liether Moor. Unsere Biotope. Biotop 0. Torfkuhle

Text: Armin Püttger-Conradt

Während der letzten Zweihundert Jahre beinahe bis in unsere Zeit hinein wurden die weiten Moore mit dicken Torfschichten gewerblich abgebaut. Auch Ende der Vierziger Jahre noch stachen Privatleute sich Soden als Heizmaterial aus den längst trockengelegten Böden. Zurück blieben Torfkuhlen mit zumeist recht steilen Rändern, die sich mit saurem Wasser gefüllt haben und mittlerweile zu wertvollen Refugien geworden sind. Einer dieser Torfstiche befindet sich in einem renaturierten Biotop unter besonderer Aufsicht. Torfmoose, Sphagnum genannt, haben sich mittlerweile weit ausgebreitet und einen moortypischen Schwingrasen gebildet, der im Laufe kommender Jahre immer dicker wird und eine echte Moorbildung darstellt.

Wie meistens in der Naturbeobachtung braucht man Muße, um den kleinen Geheimnissen nachzuspüren, die eine Torfkuhle bietet. Aber dann, wenn die Sonnenstrahlen die Oberfläche erwärmt haben, beginnen sich Libellen darüber zu tummeln, Große Mosaikjungfern, die in wildem Flug mit knisternden Flügeln elfengleich hin und her schießen, oder man beobachtet Rote Heidelibellen und feine stäbchenförmige Schlankjungfern, die zerbrechlich erscheinend dahinschweben. Mitunter haben sie Räder gebildet, zwei miteinander verbunden, ja gelegentlich sind es gar drei, die aneinander gekoppelt sich schließlich an einen Halm setzen und ihre Eier ins Wasser tunken.

Die Ruhe, welche eine solch versteckte Torfkuhle ausstrahlt, ist betörend. Und erst bei Nacht, wenn auf den offen gebliebenen Wasserflächen sich fahl das Sonnenlicht silbrig spiegelt und nahebei gelegene Kopfweiden, die Pullwichel, wie Unholde erscheinen. Dann ist es still, wie in einer anderen Welt. Nur der Ruf eines Waldkauzes dringt herbei, und die eine oder andere Fledermaus streift vorüber, Abendsegler und Breitflügel-Fledermäuse, die lautlos nächtliche Insekten fangen.

Auf den offenen Wasseroberflächen sind seltsame Geschöpfe unterwegs. Sie kreiseln in kleinen Gruppen umeinander und leuchten wie winzige metallisch silberne Kügelchen, die sich immerfort drehen, als würden sie einen geheimnisumwitterten Tanz vollführen. Taumelkäfer sind es, die vier Augen besitzen, zwei zum über Wasser gucken, zwei weitere für Unterwasser. Ihre Munterkeit ist faszinierend. Es wird nie langweilig, zuzuschauen, wie sie ihre Ringe werfen, die sich langsam hin zum Ufer auslaufen.

Welch Wunder der Natur scheinen die Frösche zu sein. Nicht die Wasser-, sondern Moorfrösche. Sind sie normalerweise braun gefärbt, so leuchten sie zur Balzzeit himmelblau, ganz seltsam anmutend durch ihre Leuchtkraft. Dann sieht man sie im Kraut oder aus dem Schwimmteppich hervorlugen, mit großen aufmerksamen Augen die Ausschau halten nach Weibchen oder fressbarem wie Fliegen etwa. Im Winter aber sinken sie auf den Bodengrund der Torfkuhle, wo sich an den tiefsten Stellen zusammengehäuft zu schlafen scheinen, nicht gemeinsam mit den Wasserfröschen, sondern jede Art für sich.

Ganz nahebei breiten Moosbeeren und Heidekräuter ihr bodendeckendes Grün rund um die Torfkuhle, beleben diese mit Käfern der verschiedensten Art. Wie schön sind doch ihre Farben im Spätsommer, wenn die Beeren rot leuchten und die Blüten der Heide violett in der Sonne erstrahlen. Dann sieht man auch die Blüten der Glockenheide, die sich wunderbar hineinmischen in die Polster, welche die Vegetation bildet. Kommt der Herbst, so ziehen Waldschnepfen auf dem Zug vorüber, lassen sich ins Heidekraut nieder und sind dann durch ihr braunes Gefieder so getarnt, dass man sie beinahe nicht wahrnimmt. Doch wer still beobachtet, wird all die kleinen Geheimnisse des Lebens in der Torfkuhle mit Genuss entdecken und merken, dass auch ein solches leicht übersehenes Kleinod unbedingt schützenswert ist.

Eine am Biotop befindliche Tafel des naturkundlichen Lehrpfades gibt darüber hinaus nähere Auskünfte.

Liether Moor. Unsere Biotope. Biotop I. Hansen

Text: Armin Püttger-Conradt

Leichter Nebel liegt über dem frühen Tag im Liether Moor. Mit den ersten warmen Strahlen der aufgehenden Sonne lichtet er sich langsam, lässt zunächst die Beine der weidenden Robustrinder sichtbar werden, bis auch die letzten Schwaden sich auflösen und der Blick auf das Biotop frei wird.

Gänzlich versteckt liegt es inmitten eines undurchdringlichen Schilfdschungels, der sich rasch nach den Arbeiten zur Anlegung dieses Kleinods gebildet hat und sich zu einem kleinen Paradies mit dicht umwachsenem See entwickelte. Blau leuchtet die Oberfläche des Wassers unter dem sonnigen Himmel. Die Weidenbäume spiegeln sich, Krautfluren bilden ein wildes Geranke. Da dringen knarrende und krächzende Stimmen aus dem Schilfhalmenwald, laut und doch gänzlich versteckt sind ihre Sänger. Ja, es handelt sich um Teichrohrsänger, die ihre schwankenden Nester ins Rohr geflochten haben und zur Brut schreiten. Dazu kommt das abwechslungsreiche Getschirpe der Sumpfrohrsänger aus den Krautdickichten.

Diese kleine Welt steckt voller Geheimnisse, denen man nur auf die Spur kommt, indem man mit Muße beobachtet, still und möglichst bewegungslos. Dann kann man Zwergtaucher beobachten, wie sie sich vom Ufer lösen und mit ihren Jungen kreuz und quer das Wasser kreuzen, dabei immer wieder auf Tauchstation gehen um wie kleine Gummibälle wieder empor zu ploppen. Ebenfalls haben Reiherenten mit ihren blauschwarzen abstehenden Federschöpfen Eier gelegt gehabt und sind nun mit ihrem Nachwuchs unterwegs. Im Gegensatz zu den häufigen Stockenten, die ebenso hier leben, handelt es sich bei ihnen um Tauchenten, die ihre Nahrung vom Grund des Sees holen.

Im Jahr 2003 entstand dieses Biotop als bis auf die Lehmschicht ausgehobener See von 1.500 Quadratmetern Fläche, umgeben von einem 355 Meter langen Knickwall, der mit 700 verschiedenen Pflanzen, Sträuchern und Bäumen, bepflanzt wurde und für Grasmücken, Laubsänger, Meisen, Drosseln, Goldammern und anderen Gefiederten einen geschützten Lebensraum bietet, der auch dem Rehwild als Unterstand dient. Bereits ein Jahr zuvor wurden Flachgewässer durch Grüppenschließung hier angelegt, unentbehrlich für Amphibien, die oft genug auf wechselfeuchte Stillgewässer angewiesen sind, um ihren Laich erfolgreich auszubringen.

Es ist erstaunlich, in welch kurzer Zeit die Natur sich dieses von Menschen geschaffene Gebiet zurückerobert hat, ganz so, wie es in der Planung stand. Gilbweiderich bildet gelbe Blütenhorste, Zaunwinden ranken zusammen mit Wicken die Stängel des Schilfs empor. Auf den Weiden hat sich Bittersüßer Nachtschatten angesiedelt, mit hübschen kleinen Blüten, die violett und gelb im Schatten des Blattwuchses ihr Auskommen finden. Froschbiss, der wie kleine Mini-Seerosen aussieht, schwimmt in Teppichen auf dem Wasser, umgeben von Teichlinsen. Wer genau hinsieht, wird vielleicht Sumpfdeckelschnecken entdecken können, die von Wasservögeln im Gefieder eingetragen wurden. Und selbst unsere größte einheimische Schlange, die Ringelnatter, hat sich eingefunden. In aller Ruhe kann sie hier dem Fang von Fröschen nachgehen, und es ist spannend, das hübsche Reptil die dicht bewachsenen Ufer entlangschwimmen zu sehen, während nur der Kopf aus dem Wasser schaut.

Überall herrscht üppiges Leben inmitten einer Vielzahl an Vogelgesängen, seien es Zilpzalpe oder Grasmücken, Meisen oder Drosseln. Die Menge an unterschiedlichsten Insekten bietet ihnen eine abwechslungsreiche Nahrung. Große Bockkäfer spreizen ihre langen Fühler im Sonnenlicht, das die Oberfläche des kleinen verwunschenen Sees mit reflektierenden silbrigen Strahlen verzaubert.

Eine Sensation war bisher das Auftauchen eines Kranichpaares zur Brutzeit. Diese äußerst scheuen Großvögel hatten diesen Ort entdeckt und als möglichen Brutplatz in Anspruch genommen. Das Fehlen jeglicher Störgeräusche von außen bot ihnen die nötige Sicherheit.

Aber gleich um den Teich herum befinden sich noch kleine Tümpel, die geheimnisvoll in der Sonnenglast vor sich hinbrüten. Libellen legen hier ihre Eier ins Wasser, während Frösche sich breit treibend auf dem moorig-schwarzen Wasser wärmen. Ein Schwarzkehlchenpaar singt währenddessen von den nahen Wiesen sein Lied.

Wie eine Insel im Grasmeer träumt der kleine wilde See völlig versteckt vor sich hin. Gerade seine schwere Erreichbarkeit macht ihn so wertvoll, frei von Störungen, isoliert von der Außenwelt, ganz naturbelassen. Und so sollte er auch bleiben, damit einheimische Tiere und Pflanzen im Liether Moor wieder einen Lebensraum vorfinden, der ihnen vor vielen Jahrzehnten genommen wurde.

Liether Moor. Unsere Biotope. Biotop II. Seestermüher Moor

Text: Armin Püttger-Conradt

Betrachtet man sich das Gebiet des Seestermüher Moores, einem Teilstück des Liether Moores, welches sich von der Bahnlinie östlich erstreckt, aus der Luft, so sieht man ein sich seltsam mäandrierendes Gewässersystem, das sich offensichtlich aus zwei runden Teichen mit je einer kleinen Insel darin, zu speisen scheint. Wie die Arme eines Tintenfisches ziehen sie sich in alle Richtungen weit in eine Binsenlandschaft hinein, ein verästeltes Labyrinth kleiner Wasserwege darstellend.

Ursprünglich dehnte sich hier seit weit über einhundertfünfzig Jahren eine relativ eintönige Binsenwiese, entstanden nach den Trockenlegungen zur Gewinnung von Torfen, die einst das Liether Moor in Form einer mehrere Meter hohen Schicht Jahrtausende alter gepresster Pflanzenreste bedeckte. Gleich nach dem Abschmelzen der Gletscher aus der letzten Eiszeit füllten die Eiswasser eine natürliche Senke und bildete den Esinger See, Lagerplatz der Rentierjäger. Durch Tausende von Jahren hindurch verlandete dieser See und bildete ein weitläufiges Hochmoor, doch noch immer sind die ehemaligen Ufer aus der Vergangenheit deutlich zu erkennen. Eine natürliche Senke mit dünner Torfschicht ist geblieben, Flatterbinsen bedeckten diese weitläufig, ein landwirtschaftlich ziemlich schlecht zu gebrauchender Untergrund.

Von Menschenhand vernichtete Moorlandschaften lassen sich unter Umständen durchaus wieder in einen Zustand der Urform zurückverwandeln, in ein ursprünglich erscheinendes Moor auf dem weiten Weg zur Verlandung, sind doch ohnehin nur noch wenige Prozente der Moore vorhanden, die einst ganz Nordwestdeutschland weitläufig bedeckten. Ein solcher Rest befindet sich in Ostfriesland, wo sich ein großes Gebiet mit einem Zentralsee, dem sogenannten Moorauge, von dem etliche wassergefüllte Schlenkensysteme abgehen, befindet. Dieses ist das „Ewige Meer“, das als Vorbild für ein großartiges Projekt zur Renaturierung galt: Den Liether Mooraugen mit Schlenkensystem im Kleinformat.

Wie ein gewaltiges Ungeheuer grub sich der Moorbagger 2017 durch die Binsenwiese, schuf Meter um Meter weitläufige Wassersysteme, zwei kleine Teichseen als Zentren, zusammen 1.600 Quadratmeter umfassend. In nur kurzer Zeit passten diese sich neu in die Landschaft ein, begrünten sich naturgemäß mit entsprechender Feuchtvegetation und stellen nun ein einzigartiges Refugium von Moorcharakter dar mit 3.700 Quadratmetern Halbtrockenbiotop.

Bereits 2008 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft ein Teich von 2.500 Quadratmetern Fläche mit einem Erdaushub von 1.200 Kubikmetern ausgehoben, was ein Trockenbiotop in Form eines 350 Meter langen Dammes zusätzlich ergab, entsprechend der natürlichen Dünen der Urzeit, die sich heute noch hier und da als leichte Wölbungen zu erkennen geben. Trockenrasen und Moosflächen bildeten sich in einträchtigem beieinander, während eine Dauereinsaat für der Landschaft angepasste Blüten sorgt.

Wie reich ist doch inzwischen das Tierleben auf diesen renaturierten Flächen geworden. Unbetreten und ungestört dehnt sich das beachtlich große Moorfeuchtgebiet zwischen dünenartigen Wällen von 420 Metern Länge, die, geschaffen aus dem 2.000 Kubikmeter umfassenden Aushub der Schlenken, hufeisenförmig das Wasser stauen. Das entstandene Trockenbiotop, vergleichbar mit ursprünglichen Dünen, umfasst gut 3.700 Quadratmeter. Wie harmonisch passen sich die zwischen den Wasserläufen hinein geschmiegten Saalweiden hinein, bilden kleine Gebüschzonen, ideale Brut- und Versteckplätze für Kleinvögel und zahlreichen Arten von Insekten. Da tanzen seltsame Kleinstschmetterlinge ihre Reigen, ja mitunter fliegen ganze Scharen an Schlankjungfern in immer erneuten Schüben ins Freie und verlieren sich über den Schlenken. Der Boden ist belebt von einer Unmenge an Kleinstlebewesen, mikroskopisch winzig oder in Larvenform die torfigen Schichten durchwühlend. Käfer unterschiedlichster Art führen ihr verstecktes Dasein zwischen den Pfeifengrashalmen. Da möchte man sich doch gleich flach auf den Boden legen, sie beobachten, wie sie hin und her eilen. Gelbschwarze Zebra- und Wolfspinnen haben ihre wundersamen Netze in vollendeter Kunstform von Binse zu Binse gesponnen. Gilbweiderich erhebt seine gelben Blüten, während der Blutweiderich an den Schlenken zusammen mit Sumpfschwertlilien emporragen. Und vielleicht wird es eines nahen Tages auch wieder Sonnentau geben, wie er mit Hilfe klebriger Bläschen Insekten fängt. Welch Vielfalt an Lebendigem! Und wie unbekannt doch den meisten Menschen.

Es dauerte gar nicht lange, so ließen sich die ersten Vogelarten nieder, die zuvor seit langen Zeiten verschwunden waren. Endlich sieht man wieder wuchtelnde Kiebitze, wie sie mit lautem Geschrei imponierende Flüge vollführen. Welch Anblick, sie dabei zu beobachten, voller Lebendigkeit, voller Freude am Dasein. Dann wieder tönt das wehmütige Flöten vorbeiziehender Brachvögel über das neue Moor, welches gerade Wasser- und Watvögel mit magischer Kraft anzieht. Es ist erstaunlich, wie die kleinen Strandläufer aus der Familie der Limicolen aus der Luft im Vorüberflug dieses landschaftliche Kleinod entdecken und sich sofort niederlassen. Da stochern auf Blänken Flussuferläufer, ziehen mit lauten hidididi-Rufen einige Meter weiter. Langbeinige Dunkle Wasserläufer waten wieder durchs Flachwasser, ebenso Bruchwasserläufer, die vor Jahrzehnten hier brüteten und seitdem im Liether Moor als ausgerottet galten.

Doch wie beindruckend sind die Schwärme der Sandregenpfeifer zu beobachten. Blitzschnell schießen sie flirrenden Fluges über das neue Biotop, erkennen die Möglichkeit, hier nicht nur Nahrung zu finden sondern auch auf den Walldünen zu brüten. Dann wieder haben sich Bekassinen, Sumpfschnepfen mit überlangem Stocherschnabel, tief in die Binsen gedrückt, unsichtbar dem Menschenauge entzogen. Fühlen sie sich unbeobachtet, so stecken sie ihre Schnäbel tief in den Boden, um Nahrungstierchen aus größerer Tiefe zu ertasten und hervorzuziehen. Noch haben sie sich nicht zur Brut entschlossen, aber die Landschaft ist für ihre Ansprüche hergerichtet. Wie häufig waren sie doch noch vor vierzig Jahren im Moor, flogen meckernden Fluges ihre Pirouetten am Himmel. Dann waren sie für lange Zeiten verschwunden.
Inzwischen lassen sich auch Großvögel wie stolze Kraniche, wunderschöne schneeweiße Silberreiher und natürlich Graureiher beobachten. Rudernden Flügelschlags streifen sie niedrig mit krächzendem Ruf dahin, landen auf ihren langen Beinen an den Schlenken und warten auf vorbeischwimmende Nahrung. Ein nahebei geschaffener Storchenhorst lädt immerhin bereits Störche zum Besuch ein. Mitunter kommen auch Kormorane vorüber.

Die tief zwischen den Schlenken hinein entstandenen Halbinseln, ja die Inseln selbst, bieten allerbesten Schutz für Bodenbrüter. Füchse, Iltisse und Marder haben es schwer, hier hindurch zu gelangen, wo doch auch die Binsenflächen oft selbst unter Wasser stehen. Dem beobachtenden mit einem Fernglas bewaffneten Auge leichter auffallend sind die Entenarten, die geruhsam auf den Schlenken schwimmen und diese neue Heimat gerne angenommen haben. Grünbunte Stock- und kopfgefiederte Reiherenten in schwarz-weißem Federkostüm schwimmen einträchtig beieinander. Aber wie schön ist doch die Anwesenheit einer unserer kleinsten Enten, der Knäkente, die mit langem weißem Kopfstreif versehen ist. Die kleinste Entenart, die Krickenten, kommen in Trupps einher und fallen in kurvigem Anflug in die Mooraugen ein. Welch Leben und Treiben herrscht hier vor, dem stillen Beobachter sich offenbarend. Eine nahebei befindliche Beobachtungsplattform lädt dazu ein, mit Geduld der Vielfalt der Natur auf die Spur zu kommen.
Der Erfolg dieses Projektes sorgte im Jahr 2021 dafür, das Mooraugen-Schlenkensystem nach Osten hin zu erweitern, wo die Binsenwiese sich noch weithin erstreckt. In Form einer Spiegelung wurden erneut zwei Mooraugen geschaffen, mitsamt den dazugehörigen Schlenken, genau wie 2017 zuvor geschehen. Diesmal betrug die geschaffene Wasserfläche 1.000 Quadratmeter mit einem Erdaushub von 1.200 Kubikmetern, was für einen Abschluss des Dünenwalls in einer Länge von 270 Metern und 2.430 Quadratmetern darauf befindlichem Trockenbiotop sorgte, sodass das nun einheitliche zusammenhängende Wassersystem gänzlich von einem Wall umschlossen ist, was für eine gewünschte Wasserstauung auch in trockenen Jahren sorgt. Aber welch Möglichkeit auf den neuen Gewässern, mit Hilfe der schwammigen Torfmoose, die bereits beginnen sich auf der Oberfläche auszubreiten, neues richtiges Moor zu bilden!

So möge dieses vorbildliche Moorprojekt sich die kommenden Jahrhunderte auf natürliche Weise weiter entwickeln, mittels Schwingrasen Torf bilden. Denn für einen Zentimeter Bildung dieses Pflanzenstoffs werden bereits Einhundert Jahre benötigt. So vereinen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in diesem großartigen Vorhaben.

Wie an verschiedenen Orten durch das Liether Moor hindurch gibt es auch hier eine Lehrpfadtafel und weitere an der Aussichsplattform, die über dieses einzigartige Projekt mit Text- und Bildinformationen Auskunft gibt.

Liether Moor. Unsere Biotope. Biotop III. Bültenmoor

Text: Armin Püttger-Conradt

Es ist eine typische Landschaft des Liether Moores namens Bültenmoor, der Blick entlang eines Birkengehölzes, das sich parallel zu einer Wiese dahinzieht. Dicht an dicht stehen die weißrindigen Bäume, kämpfen gegenseitig um ihren Standort und dem Weg ans Licht, wo sich droben die Wipfel zu einer geschlossenen Kronenschicht schließen. Unten am Boden wachsen Moose, Farne und Waldgeißblatt, strauchige Faulbäume und Weißwurz, während im Herbst zahlreiche Pilze der unterschiedlichsten Arten ihre Hüte aus dem Boden strecken.

Doch ganz am Ende, hinter der Moorwiese, befindet sich versteckt ein kleines Teichgewässer von 300 Quadratmetern Fläche, 2010 geschaffen, und entwickelt sich seitdem zu einem kleinen Paradies für Tiere und Pflanzen. Wieder wurde der Erdaushub von 210 Kubikmetern zur Anlegung eines Walles verwendet, welcher eine der natürlichen Dünen gleichkommt, die sich überall im Moor in meist abgeflachter Form befinden. Möglicherweise wird sich auf der Wasseroberfläche einmal Torfmoos bilden, noch ist es jedoch ein Aufenthaltsort rund ums Jahr für Moor- und Teichfrösche, Molche und Ringelnattern sowie zahlreichen im Wasser lebenden Insekten, vom Kolbenwasserkäfer bis hin zu den munteren Wasserläufern, die mit gespreizten Beinen dank der Oberflächenspannung geschäftig über den Teich laufen.

Täglich sucht das Rehwild in den ungestörten ruhigen Morgen- und Abendstunden das Kleingewässer auf, ihre Fährten hinterlassend auf dem Dünensand, wo sich mit Samen angesäte Besenheiden zu hübschen flächigen Horsten heranentwickeln und zur Blütezeit einen violetten Zauber dem Auge bieten. Dann kommen von überall her Schmetterlinge verschiedener Arten, um vom Blütennektar zu ernten, Bienen und Wespen sind beständig beim umhersummen, während große Hornissen sich im Flug den Bruchteil eines Tropfens von der Wasseroberfläche holen. Eine für Moore ganz eigene Strauchart ist der Gagel. Mit seinen rötlich anmutenden Stielen bildet er dichte Buschgruppen, die sich auf feuchten Standorten bis ins Flachwasser hinein entwickeln. Gerade im Herbst, wenn die klare Sonne des Abends während des Versinkens durch den Gagel in goldrotem Licht scheint, erleuchten sie wunderschön und färben das Moor mit einem mystischen Schein.

Gagel ist im Liether Moor nahezu ausgestorben gewesen, doch hier hat man wieder neue Pflanzen gesetzt, männliche und weibliche, damit sie sich weiter vermehren und der Landschaft den ehemaligen Reiz wiedergeben. Wenn dann am Uferrand die Sumpfdotterblumen ihren gelben Schein dazugeben, entsteht eine Farbenpracht der Natur, die das Auge erfreut und die Gedanken spielen lässt.

Auch dieses kleine Biotop sorgt dafür, dass dem Liether Moor eine ursprüngliche Abwechslung widerfährt, zum Wohl des Erhalts und der Wiederherstellung der biologischen Vielfalt. Denn wo sollen die zahlreichen Libellenarten ihre Eier ablegen, wenn es an entsprechenden Gewässern fehlt. Wer gesehen hat, wie des Nachts, wenn keine Vögel mehr fliegen um sie von einem Schilfhalm abzupicken, ihre Larven aus dem Wasser steigen und sich an oberster Stelle festkrallen, die Köpfe aufplatzen und ein wunderschönes Insekt hervorkriecht, dessen zerknitterte Flügel sich im ersten morgendlichen Sonnenschein vollpumpen, um in die Welt zu fliegen, wird berührt sein von den Geheimnissen, welche die Natur auch für uns bereithält.

Liether Moor. Unsere Biotope. Biotop IV. Beeken

Text: Armin Püttger-Conradt

Ein weiteres im Jahr 2012 angelegtes Kleinod aus Menschenhand ist das Biotop Beeken. Wie auch andernorts wurde der Erdaushub von 800 Kubikmetern zu einem Knickwall von 480 Metern Länge aufgeschüttet, der mit 850 landschaftstypischen Pflanzen versehen wurde. Welche Wichtigkeit Knicks in unserer Landschaft haben, zeigt die hohe Anzahl an Brutvögeln, die sich hier heimisch fühlen und jährlich zum Brutgeschäft schreiten. Und auch im Herbst oder Winter bieten sie perfekte Verstecke und Ruheorte für eine Vielzahl an Gefiederten.

Wenn im Herbst die Beeren der Ebereschen und Hagebutten weithin leuchten, locken diese zahlreiche Drosselvögel und Finken an, die sich hiervon ernähren, und das auch noch, Wenn der Frost eingekehrt ist. Gar nicht zu denken an die unübersehbare Artenvielzahl der unterschiedlichsten Insekten. Da sieht man Wacholderdrosseln mit lautem schäckern in kleinen Trupps angeflogen kommen und in die Hecken einfallen, Rotdrosseln befinden sich immer wieder mit dazwischen, erkenntlich an ihrer kleineren Größe, anderem Gefieder und der roten Färbung unter den Flügeln. Schwanzmeisen turnen geschäftig an den Zweigen, um sich von den Knospen zu nähren, aussehend wie kleine fliegende Bratpfannen. Oder Bergfinken aus den skandinavischen Ländern, die weit über die Ostsee her zu uns kommen, um hier zu überwintern. Noch lange in den Herbst hinein hört man den Gesang der Goldammer, wie der im Sonnenlicht goldgelbe Vogel seine gedehnte Strophe singt.

Der Kern dieser Biotopmaßnahme ist natürlich der Teich, ein Refugium für Amphibien und Reptilien. Im Gegensatz zu den Schlenken der Mooraugen, wo der Bodengrund überall gleiche Tiefe hat um eine gleichmäßige Moorneubildung zu fördern, ist hier die Ausbaggerung konkav geschehen, das heißt, das abgesunkenes Laub und Geäst sich in der Mitte an der tiefsten Stelle ansammelt und dort verrottet. Hier ist auch mehr an das offenhalten des Teiches gedacht, während sich auf den Schlenken ein Torfmoosteppich bilden soll. Somit wird natürlich auch eine größere Artenvielfalt gefördert, da Tiere und Pflanzen ihre unterschiedlichen Ansprüche haben.
Geruhsam nähert sich auch das Rehwild dem künstlich geschaffenen Gewässer. Vorsichtig beim Grasen immer wieder äugend, erreichen sie den Uferrand, nehmen ein paar Schlucke Wasser auf. Die naheliegende Knickvegetation bietet ihnen Schutz und Einstand. Man möchte selbst verweilen an diesem Ort, beobachten und die Stille in sich aufnehmen, oder in den Frühlingstagen den Vögeln bei ihren mannigfaltigen Gesängen lauschen, den fliegenden Insekten zuschauen und die Bewegungen wahrnehmen, die sich Unterwasser tun. In solchen Stunden der Muße kehrt der Beobachter unwillkürlich zur Natur zurück und lernt auch die kleinen versteckten Orte zu schätzen, die verschiedenorts im Liether Moor angelegt wurden, so, dass sie in die natürliche Landschaft passen und nicht als Fremdkörper angesehen werden.

Gleichzeitig wurde ein beachtlich großes Schutzgehölz auf einer 3.000 Quadratmeter großen Wiese angelegt. 1.300 Bäume sind angepflanzt worden, die bereits zu einem Wäldchen herangewachsen sind. Und wiederum haben sich hier weitere Arten angesiedelt, sodass sogar Großvögel wie Greife hier bald zur Brut schreiten können oder Spechte sich ansiedeln. Dazu soll ein Kinderwald entstehen, in dem beispielsweise Schulklassen mit Beobachtungen der Natur und ihrer Vielfältigkeit bekannt gemacht werden sollen und den Wert schätzen lernen, die unsere natürliche Mitwelt auch für sie bereithält.

Liether Moor. Unsere Nisthilfen

Text: Armin Püttger-Conradt

Um auf weiteren Wegen besonders der Vogelwelt zu helfen, sind bereits während der vergangenen Jahre mehrere Hundert Nistkästen verschiedenen Anspruchs aufgehängt worden. Da gibt es welche mit runden Löchern verschiedener Größe, besonders für Meisenarten gedacht, oder welche mit ovalem Einflug für Schnäpper oder gar halboffene, die wiederum von Rotschwänzen bevorzugt werden. Auch große Kästen für Eulen, insbesondere Waldkäuzen, sind an landschaftlich geeigneten Orten angebracht. In bestimmten Abständen werden die Kästen kontrolliert, gesäubert und Buch geführt über die Arten, die sie in Anspruch genommen haben.

Dabei kommt es auch immer wieder zu Überraschungen, dass etwa Brandmäuse mit hübschem Aalstrich über den Rücken sich in manchmal größeren Gruppen in Nistkästen angesiedelt haben, hier drinnen auch überwintern, Insekten wie Bienen oder Wespen große Waben hinein bauten oder Ohrkneifer sich darin wohlfühlen. Für Hornissen wurden extra große Kästen aufgestellt, um auch diese wichtigen Insekten zu fördern. Zum Reich der Insekten zählen auch Nistwände, die mit unterschiedlichen natürlichen Materiealien angefüllt sind, sogenannte Insektenhotels, die für eine Artenvielfalt sorgen.

Besonders konzipierte Kästen wiederum wurden für Fledermäuse aufgehängt. Hierin haben sie nicht nur eine Kinderstube, sondern für die nicht fortziehenden Arten auch einen geschützten Ort zum Überwintern.

Eine besondere Bereicherung ist jedoch ein Storchenhorst, der auf einem hohen Mast errichtet wurde. Jedes Jahr wird er bereits von Weißstörchen besucht. Noch sind sie nicht zur Brut geschritten, doch allein, dass sie sich bereits für die zukünftige Möglichkeit interessieren, ist vielversprechend.

Liether Moor. Unsere Wälder

Text: Armin Püttger-Conradt

Bereits seit vielen Jahren kümmert man sich intensiv auch um die Wälder und Gehölze, die sich im Liether Moor befinden. Zwar sind Moorlandschaften aufgrund ihrer hohen Feuchtigkeit in den Böden und dem hohen Säuregehalt nicht ganz typisch für Wälder, so sind es jedoch gerade Birkengehölze und Bruchwälder, die hier auf entsprechendem Untergrund ihren festen Bestand haben.

Bei der vorherrschenden relativen Trockenheit der Landschaft des Liether Moores würden, würde man Wiesen, Weiden und Felder sowie Brachland unbenutzt lassen, sich ziemlich rasch Birkengehölze allerorts bilden. Da hier der typische Wald ohnehin aus zahlreichen kleineren Birkengehölzen besteht, wäre der Sameneinflug vorprogrammiert. Aufgrund des zumeist nicht durchwässerten Bodens würden Birken schnell Fuß fassen und auch die halbfeuchten Gelände besiedeln. Da sie sehr stark Nässe ziehen, würden sie für eine starke Wasserentnahme sorgen. Daher werden in wiedervernässten Mooren auch regelmäßig Birkenschößlinge entfernt, das sogenannte Entkusseln.

Vor Jahren wurden bereits im Randgebiet des Seestermüher Moores vom Verein ansehnliche Gehölze geschaffen, die nun zu einem dichten Mischwald, bestehend aus Laubbäumen unterschiedlicher heimischer Arten, herangewachsen sind und demnächst gelichtet werden müssen. Es ist anzunehmen, dass eine beachtliche Menge an Vogelarten sich hier fest angesiedelt hat und zur Brut geschritten ist. Eine genaue Untersuchung davon liegt zurzeit noch nicht vor, ist aber im biologischen Forschungsprogramm bereits aufgenommen.

Ein bereits seit vielen Jahrzehnten herangewachsener Fichtenwald wurde als ortsfremd nahezu komplett entfernt. In den letzten Jahren diente dieser hauptsächlich als Unterstand für die Robustrinder, die im Gelände weiden und erhielt die Bezeichnung ´Kuhhotel´. Ein anderer Fichtenwald mit geringem Laubbaumanteil befindet sich direkt an der Bahnlinie und musste aus Sicherheitsgründen weitläufig abgeholzt werden. Jetzt wächst eine Niedrigbuschzone dort wild heran, sicherlich sehr nützlich für die Fauna.

Auch jetzt werden noch Gehölze angepflanzt. Entsprechende Laubbäume stehen in mehreren Arten zur Verfügung, dienen der abwechslungsreichen Gestaltung der Landschaft, aber auch einer als sogenannter Kinderwald, für Bildung schulischer ´Forschung´. Aber natürlich ist man nicht bestrebt, Wälder zu sehr auszubreiten. Die einzig wirkliche Berechtigung haben hier nunmal die Birkengehölze als ursprünglicher Wald von Moorgegenden, abgesehen von den eiszeitlichen Dünenböden, die mitunter sandig hervorlugen und durchaus natürlicher Weise auch Kiefern tragen könnten.

Begeht man pirschend und beobachtend eines der zahlreichen Gehölze dieser Art, die aufgrund ihres Abstandes voneinander herrliche Sichtachsen freilassen, so geht man beständig über weichen Boden auf einer verbliebenen Torfschicht. Hübsche Grasbulten erheben sich hier und da, Moose, Flechten und Farne sind häufig anzutreffen. Neben Birken wird man auf Ebereschen, Erlen und gelegentlich am Rande auf Weidenbäume stoßen. Faulbäume sind versucht, niedrige Stämme zu entwickeln. Auch Eichen sind immer wieder vorzufinden, die manchmal ein recht hohes Alter erreicht haben. Gerade sie stecken oft tief in Torfen, wo sie über Jahrtausende hinweg vor Zersetzung geschützt liegen.